Es gibt

Aus Wisssenschaftslehre
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Die Frage, ob es etwas gibt, ist einerseits anspruchsvoll, andererseits kinderleicht-einfach.

Fallbeispiel Wolle und Wams

Jedes Kind könnte zum Beispiel gut feststellen, ob ein Wams (Pullover) da ist und den Oberkörper warmhalten kann; oder aber nicht da ist. Ein spitzfindiger Zeitzeuge könnte sagen: Wieso Wams, das ist doch nur ein langer Wollfaden, und es besteht kein wesentlicher Unterschied zwischen einem länglichen Wollfaden, der auf einem Wollknäuel aufgerollt ist, und einem länglichen Wollfaden, der mit Stricknadeln und Sachverstand zu einem wärmenden Wams gestrickt wurde.
Ja, auf der Ebene des Wollfadens mag der Zeitgenosse recht haben. Aber auf der Ebene der übergeordneten Gestalt und der Aufgabenerfüllung hat das Kind recht: Ein Wams hält die Wärme nämlich besser als ein im Knäuel aufgerollter Wollfaden.
Der Unterschied liegt darin, was als wesentlich angesehen wird. Es gibt fragwürdige Wissenschaftler, die sagen: Die Gene eines Schimpansen sind „im wesentlichen“, nämlich zu rund 95 Prozent, die gleichen wie beim Menschen. Oder: Der Körper des Menschen besteht hauptsächlich aus Wasser. Oder: Beethovens Neunte besteht aus Nullen und Einsen (wenn sie auf eine CD gepreßt ist). Oder: Gedanken sind Materie. (Dies sagte mir ein Physiker[!]).
Ich fragte diesen Physiker, ob er zwischen Masse und sich bewegender Masse unterscheidet (darauf hat er dann nicht geantwortet). Kraftwerke und Verkehrsingenieure und Fahrlehrer unterscheiden sehr wohl zwischen Masse und sich bewegender Masse. Nachrichtentechniker unterscheiden zwischen Schwingung und Nichtschwingung. Nur fragwürdige Wissenschaftler nehmen es sich heraus, die von anderen Leuten gesehenen und genutzten Unterschiede und Wesensfeinheiten abzustreiten, zu leugnen. Leugnen bedeutet in diesem Falle lügen, denn in Wirklichkeit weiß jeder Wissenschaftler, daß nichtselbe Dinge nicht selb sind: Wasser (H2O) und tosende Brandung (Sylt läßt grüßen) und hohes Wasser und niedriges Wasser sind nicht dasselbe. Wären sie dasselbe, würde kein Pumpspeicherwerk erfolgreich arbeiten können.

Anderes Beispiel: Haferflocken

Wenn mein Sohn mich fragte: „Haben wir noch Haferflocken?“ und ich dann in seiner Küche den Tütenschrank ausräume und in den Ritzen noch zweieinhalb kleine Flocken finde und meinem Sohn dann antworte „Ja“, dann ist das für meinen Sohn unbefriedigend, weil er sich mit den zweieinhalb kleinen Flocken kein befriedigendes Frühstück bereiten kann: Bei der Beantwortung einer solchen „Gibt es?“-Frage ist also die Wesentlichkeit zu berücksichtigen. Ich hätte also antworten können: „Im Sinne deiner Frage nein, wir müssen welche kaufen“ oder noch genauer: „Nein, gut daß du es sagst, ich bringe gleich noch welche mit.“

Im wesentlichen sind die Gene eines 18jährigen Schimpansen nicht gleich mit den Genen eines 18jährigen Menschen. Das würde man spätestens dann merken, wenn jemand versucht, den Schimpansen bei der Fahrschule anzumelden.

Wesentlichkeit

Pflanzen zum Beispiel können steuern, daß sie mit dem Blättertrieb in Richtung des Lichtes wachsen. Ob dieses Licht von der Sonne oder aus einem Spiegel oder von einer Lampe kommt, ist für die Pflanze nicht wesentlich. Pflanzen kennen den Begriff Licht und handeln danach.
Ob das Licht pulsiert oder ein charakteristisches Absorptionsspektrum hat, findet die Pflanze nicht wesentlich, solange das Licht Energie für die Photosynthese enthält.
Wenn hingegen ein Schaltungstechniker mit einem Lichtstrahl Nachrichten übertragen möchte, so ist es durchaus wesentlich, in welcher Weise das Licht pulsiert. Wesentlichkeit hängt also von der Sichtweise und den Zielen des Betrachters ab.

Das Sein oder Nichtsein eines Dinges:
Existenzphilosophie wie sie bisher nicht im Buche steht

Die sogenannte Existenzphilosophie handelt vom Leben des Einzelmenschen (im Gegensatz zum Menschen in einer Gruppe oder innerhalb einer Weisungsabstufung [Hierarchie]) – welch sonderbare Bezeichnungsweise: Existenzphilosophie. Ich hingegen möchte erst mal wissen, ob es ein in Rede stehendes Ding gibt oder nicht gibt, also die philosophische Frage nach der Existenz. Zum Beispiel Rumpelstilzchen oder Mickimaus oder Grimms Märchen oder Staat oder Zentimeter oder Volkswagen oder Schwerkraft oder Bielefeld.

Es gibt

Ob es ein bestimmtes Ding gibt oder nicht gibt, hängt auch vom Wissensstand und vom Betrachtungswinkel ab.
Dem Richter, der über eine Urheberrechtsverletzung zu befinden hat, ist es ziemlich schnuppe, ab das geklaute Musikstück mit Nullen und Einsen auf einer silberblanken Acrylscheibe (CD) oder als Rille auf einer schwarzen oder bunten Venylscheibe („Schallplatte“) dargestellt wird oder ob es in der Kieler Ostseehalle vor 8000 Menschen aufgeführt wurde und die Klangwellen längst verebbt und nicht mehr auffindbar sind. In dieser Weise gibt es manche Dinge, die erst dadurch entstehen, daß es Menschen gibt, die darauf achten: etwa ein vorgetragenes (unter Umständen urheberrechtlich geschütztes) Musikstück. Oder eine Verabredung. Oder Liebe. Oder ein Gemeinwesen.

Andere Dinge gibt es auch ohne die Aufmerksamkeit der Menschen: Etwa die Mathematik. Denn Keplers Gesetze zum Lauf der Planeten sind Mathematik, und es gab die Gesetze schon, bevor Kepler sie herausgefunden hat. Denn die Planeten drehen sich schon seit Jahrmilliarden umeinander nach genau denselben mathematischen Gesetzen.
Mathematik gibt es auch ohne die Menschen, so wie es die Sonne auch dann gibt, wenn ich die Augen fest schließe oder wenn ich in den Keller gehe.

Geist

Wenn jemand ein Gegebensein (eine Existenz) bemerkt, so ist dies ein geistiger Vorgang. In diesem Sinne haben auch Pflanzen und Steine Geist in der Weise, daß sie innerhalb ihrer Welt erkennen, entscheiden und steuern können und die Naturgesetze und die Mathematik und die Physik und Biologie usw. wahrnehmen und beachten können.

Darüber hinaus nennen wir Geist die Fähigkeit bei Gehirneignern, Gedanken zu erzeugen und wahrzunehmen.

Und wir nennen Geist auch die Ergebnisse von menschlichem Denken: „im Geiste der Aufklärung“,